Ein Jahr danach: Was tun die Behörden?

Auch wenn sich das Hochwasser längst verzogen hat: Als unerwünschtes Strandgut blieb die Angst vor der nächsten Überschwemmung zurück. Und auch wenn bekannt ist, dass viel Wasser den Bach hinunterfliesst, bevor der Kanton Massnahmen ergreift: Niemand kann verstehen, dass die Behörden noch nichts gegen das nächste Hochwasser unternommen haben. Dies ist der allgemeine Tenor bei den Unternehmen, welche stark überschwemmt wurden.
Hanspeter Felix, Inhaber der Zwingener Felix Transport AG, kann sich noch gut erinnern, dass bis vor ungefähr 30 Jahren die Birs bei der ARA-Kurve regelmässig ausgebaggert wurde, um Kies zu gewinnen. Das Bachbett konnte deshalb viel mehr Wasser aufnehmen. Doch dann wollte der Kanton plötzlich Geld für den Kiesabbau, die Kiesgewinnung rentierte nicht mehr und wurde eingestellt. Inzwischen sei die Bachsohle mächtig angestiegen, so Felix. Er wollte nach dem Hochwasser von der Gemeinde Zwingen konkret wissen, was sie zu tun gedenke, um zukünftige Katastrophen zu vermeiden. Er habe nicht einmal eine Antwort erhalten, beklagt er sich. «Immer, wenn es heftig regnet, habe ich Angst vor einer erneuten Überschwemmung», sagt er. Was auch nicht verwunderlich ist. Denn das Hochwasser hat sein Zuhause und sein Geschäft voll erfasst. Der finanzielle Schaden betrug eine halbe Million Franken.

Behörden geht Schnauf aus
Christian Jaun, Inhaber der Jaun Haustechnik in Liesberg, versucht im Leben immer das Positive zu sehen: «Man kann vieles finden, über das sich reklamieren liesse. Aber wir sind einfach froh, mit einem blauen Auge davongekommen zu sein.» Die Versicherungen hätten anständig gezahlt und er sei zufrieden. Aber auch er hat Angst und ist sicher: «Das nächste Hochwasser kommt bestimmt». Er weiss, dass die Situation in Liesberg vertrackt ist und der Schutz vor Überschwemmungen schwierig ist. Auch er erwartet von den Behörden, dass sie mit Volldampf den Hochwasserschutz vorantreiben.
Den Behörden scheint nach der Krisenbewältigung der Schnauf ausgegangen zu sein. Felix moniert denn auch, dass die Gemeinde ihre eigenen Schäden nicht speditiv behebe. Er möchte endlich den Zaun um sein Gelände reparieren. Das geht aber nicht, solange die angrenzende Gemeindestrasse Schäden aufweist. Sie wurde vom Hochwasser unterspült. Nun fordere er seit einem halben Jahr die Gemeinde auf, die Strasse in Stand zu stellen, erhalte aber keine Antwort oder werde immer wieder auf später vertröstet, so Felix.

Jeder ist wichtig
Es gibt auch Unternehmen, welche das Hochwasser abhaken konnten. Rita Lüber schätzt sich glücklich, dass es in ihrem Restaurant zur Brücke in Grellingen nur zu einer Kellerüberschwemmung gekommen ist. Das Wasser stand 50 Zentimeter tief: «Wir mussten zwar retten und putzen wie verrückt, aber im Vergleich zu anderen waren dies Kleinigkeiten.» Somit hatten Lübers Glück. Noch mehr Glück hatte die Firma Krüger in Grellingen. Denn die Firma ist auf Trocknungen von Wasserschaden spezialisiert. Nur wenige Zentimeter fehlten, und auch sie wäre lahmgelegt worden. «So aber konnte die Mutterfirma innert kürzester Zeit palettweise Entfeuchter liefern», sagt Patrick Lüthy vom Verkauf-Innendienst. Dieses Beispiel zeigt, wie der Schutz einer Firma für die ganze Region – Bevölkerung und Firmen – wichtig sein kann. Und damit stellt sich wieder die Frage, wann die Behörden endlich mit dem Hochwasserschutz vorwärts machen. Denn die Überschwemmung der Firmen an der Birs hat die ganze Region getroffen.

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