Traktor-Transporte gestoppt

Wer hat sie nicht gesehen und gehört – die Traktoren, die seit letztem Herbst mit ihren Anhängern voller Holzschnitzel durch das Birstal donnern? Schuld daran ist das neue Holzkraftwerk bei der KVA Basel. «Ausgerechnet das Holzkraftwerk, das saubere Energie produzieren will, lässt die Schnitzel mit Traktoren transportieren», ärgert sich Urs Bieli, Geschäftsleiter der Laufner Bieli Transport AG. Er stösst sich zudem daran, dass die Lastwagen im Gegensatz zu den Traktoren zahlreiche Vorschriften erfüllen müssen, und happige Schwerverkehrsabgaben zahlen. Damit würden die Behörden die Fahrten mit Lastwagen verteuern, aber bei den Traktoren beide Augen zudrücken. Dies irritiert auch Landrätin Juliana Nufer, welche bei Regierungsrätin Sabine Pegoraro wegen dieser Wettbewerbsverzerrung eine Untersuchung angeregt hat, welche im Augenblick läuft.
Verstimmt ist auch der Schweizerische Nutzfahrzeugverband ASTAG, der bei den Bundesbehörden interveniert hat, erklärt Ruedi Matti, Bereichsleiter Gütertransporte beim ASTAG. Er wolle erreichen, dass Transporte mit landwirtschaftlichen Traktoren besser kontrolliert werden und die gewerblichen Transporte mit Traktoren unter die gleichen Rahmenbedingungen fallen wie Transporte mit Lastwagen. Zudem unterscheide das Gesetz zu undeutlich, welche Güter mit den teureren weiss eingelösten gewerblichen Traktoren und welche Güter mit den günstigeren grün eingelösten landwirtschaftlichen Traktoren transportiert werden können.

Unsicheres Recht
Ob es überhaupt legal ist, Holzschnitzel mit grün eingelösten Traktoren gewerbsmässig zu befördern, scheint niemand recht zu wissen. «Bevor ich den Häcksel mit grün eingelösten Traktoren transportiert habe, habe ich verschiedene Stellen angefragt», erklärt Candido Spiniello, Betriebsleiter der Bioenergie Lützeltal. Er organisiert das Häckseln des Holzes im Birstal und den Transport ins Holzkraftwerk. Das Bundesamt für Strassen und andere Ämter hätten bestätigt, dass es legal sei. Die Polizei hingegen habe ihm keine klare Antwort geben können. Umso enttäuschter ist er nun, dass ihm Ende Januar eine Anzeige ins Haus geflattert ist. Denn er habe ja alles Menschenmögliche getan, um sich an die Gesetze zu halten. Er habe nun sofort reagiert und die wöchentlich zwei bis zehn Traktorfuhren gestoppt. Seit anfangs Februar setze er für den Transport des Häcksels nur noch Lastwagen ein. Die Fahrten mit den Traktoren seien sowieso nur eine Notlösung gewesen. Einzig bei engen Waldwegen hätten die Traktoren Vorteile. Der einzige Häcksel, der vom Jura noch mit Traktoren transportiert werde, stamme von einem Waldbesitzer, welcher sein eigenes Holz transportiere, und dies sei vom Gesetz ausdrücklich erlaubt.

Teure Bahn
Hat es denn Sinn, Häcksel mit dem Traktor statt mit der Bahn ins Holzkraftwerk zu liefern? «Der Bahntransport wird so weit wie möglich bevorzugt», schreibt dazu die Holzkraftwerk Basel AG auf ihrer Internetseite. Man sei auch nicht glücklich darüber, dass vom ganzen Gebiet nur rund ein Sechstel des Häcksels per Bahn angeliefert werde, gibt Michael Tobler zu, der als Geschäftsleiter der Mehrheitsaktionärin Raurica Waldholz AG für die Logistik der Holzlieferungen zuständig ist. Wöchentlich fahren rund 120 Lastwagen und 10 Traktoren das Kraftwerk an. Er kann sich vorstellen, dass die Bahn nächstes Jahr Anteile gewinnen kann, wenn die ganzen Abläufe besser eingespielt sind. Aber im Fricktal sei es manchmal zum nächsten Bahnhof weiter als zum Kraftwerk und zudem sei ein Bahntransport erst ab 120 Kilometern profitabel.

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