Die 5. Laufentaler Arena ging diesem Thema auf den Grund.
Warum Ärztin, Pädagogin oder Anwältin und nicht Ingenieurin, Biologin oder Physikerin? Diese Frage erörterten die Diskutantinnen und Diskutanten der Laufentaler Arena am 25. September 2007. Ein ebenso prominentes wie fachkundiges Podium stand dem Publikum im Kulturzentrum «Alts Schlachthuus» Rede und Antwort. Ziel war es nicht nur, das Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu beleuchten. Die Organisatorin Juliana Nufer wollte speziell für Jugendliche vor der Berufswahl und deren Eltern sowie für Lehrer und Ausbildungsverantwortliche eine Informations-Plattform schaffen. Denn der Wirtschaft fehlt zunehmend der Nachwuchs an qualifiziertem Personal. Am Arbeitsmarkt herrscht ein genereller Mangel an Fachkräften in technischen und naturwissenschaftlichen Disziplinen. Dennoch bleiben Frauen den klassisch-weiblichen Sparten treu. Woran liegt es also, dass Frauen in technisch/wissenschaftlichen Berufen nach wie vor stark unter vertreten sind?
Dr. Margrit Leutold, Leiterin strategische Planung an der ETH Zürich, schuf mit ihrem einleitenden Referat die Basis für eine vielseitige und aufschlussreiche Diskussion. Ihr Beispiel der Studierenden an der ETH Zürich zeigte deutlich, dass erheblich weniger Frauen als Männer eine technische oder naturwissenschaftliche Ausbildung wählen. Dies bestätigt auch die kürzlich vom Bundesamt für Statistik publizierte OECD-Studie. In der Schweiz beträgt der Frauenanteil in den mathematischen, technischen und naturwissenschaftlichen Fächern nur 15 Prozent. Damit sind die Schweiz und Japan die beiden Schlusslichter beim internationalen Vergleich der Bildungsindikatoren 2004.
Vielschichtige Podiumsdiskussion
Für Isidor Huber, den Rektor des regionalen Gymnasiums Laufen, stehen zu viele mögliche Fachrichtungen zur Auswahl. Man müsse sich auch fragen, ob es tatsächlich mehr hochspezialisierte Experten braucht oder eher solide ausgebildete Praktiker. Thomas Disler, der Lehrstellenverantwortliche des Gewerbevereins KMU Laufental, wies ebenfalls darauf hin, dass die Forschung in der Umsetzungsphase auf gute Berufsleute angewiesen ist. Schliesslich nütze das beste Kopfwehpulver wenig, wenn keiner da ist, der es portioniert.
Die unterschiedliche Ausrichtung der forschungsorientierten Universitäten im Gegensatz zu den umsetzungsbetonten Fachhochschulen könnte hier das nötige Gleichgewicht schaffen. Eine grosse Chance sieht Disler auch in der Durchlässigkeit des heutigen Schulsystems. Das ist ideal für Schülerinnen und Schüler, die noch nicht genau wissen, was sie werden wollen. Auch könne sich eine Laborantin problemlos via zweiten Bildungsweg auf Biologie spezialisieren.
Die Landrätin und Bildungspolitikerin Christine Mangold macht die MAR-Verordnung mitverantwortlich dafür, dass naturwissenschaftlichen Fächer nicht mehr so wichtig genommen werden. Physik und Chemie zählen in der Schlussbenotung gerade noch ein 27stel. Selbstverständlich arbeiten die Schülerinnen und Schüler auf das bestmögliche Endergebnis hin und setzen dabei den Schwerpunkt nicht bei den «unwichtigen» Fächern.
Ob sich Frauen für typische Berufe entscheiden oder sich in die Männerdomänen vorwagen: Den Balanceakt zwischen Familien- und Erwerbsarbeit müssen vorwiegend die Frauen bewältigen. Deshalb gilt es die nötigen Strukturen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu schaffen.
Mich dünkt, ein Blick auf harmlos scheinende Formulierungen eröffnet tiefere Wahrheiten als jede Podiumsdiskussion:
„Braucht es mehr Frauen in Technik und Wissenschaft?“
„Man müsse sich auch fragen, ob es tatsächlich mehr hochspezialisierte Experten braucht oder eher solide ausgebildete Praktiker.“
„es“? Soso. Was genau ist „es“ hier? War da nicht mal was mit dem Menschen als Zweck an sich und so?
Alles antiquiert.
Heute müssen Frauen in die „harten“ Wissenschaften, weil „es“ mehr Frauen dort braucht. Und nicht etwa, weil diese Fächer möglicherweise herausfordernde und interessante Tätigkeiten eröffnen.
Mir scheint, wenn die Mädels nicht ganz blöd sind, werden sie sich kein Stück dafür interessieren, was „es“ braucht. Sondern was sie wollen. Könnte da vielleicht ein grundsätzliches Argumentationsproblem liegen?